7 Gründe, warum ich Offline Sein liebe
Unsere Welt ist vernetzt, und das bringt große Vorteile und viele Annehmlichkeiten mit sich, die ich selbst nicht mehr missen möchte.
Jetzt bin ich in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen und kann mich damit auch noch an das Leben ganz ohne Internet erinnern – als es das Wort “Offline” noch gar nicht gab, weil man automatisch immer offline war. Heute undenkbar. Für Digital Natives muss meine Kindheit ungefähr das gleiche sein wie die meiner Eltern kurz nach dem Krieg.
Unser heutiger digitaler Alltag verlangt viel: Aufmerksamkeit, Präsenz, Leistung, Geschwindigkeit, Multitasking. Und viele von uns merken, dass uns das stresst. Diejenigen, die es noch anders kennen, haben vielleicht einen anderen Schmerz damit, als die Gen Z – aber viele eint ein diffuses Gefühl des Getriebenseins, von Druck, von Kontrollverlust, von Information Overload.
Auch Ängste spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle:
“ich könnte etwas verpassen”
“was, wenn meinen Lieben oder im Job etwas passiert, und ich bin nicht erreichbar”
“was, wenn MIR etwas passiert, und ich kann keine Hilfe rufen”
“ich fühle mich unruhig ohne Smartphone, ich weiß gar nicht genau wieso”
Jede:r von uns hat seine Gründe, warum das Smartphone immer mit dabei ist. Und oft sind es gute Gründe. Nachvollziehbare Gründe. Und gleichzeitig haben viele unserer Gründe mit unseren eigenen Fähigkeiten, unserer eigenen Resilienz, unserem eigenen Selbstvertrauen zu tun. Und deshalb gibt es ebenso gute Gründe, öfter einfach mal offline zu sein.
Hier meine Top 7 Gründe, warum ich offline sein liebe:
- Persönliches Wachstum
Offline gehen bedeutet: die Comfort Zone verlassen. Und das geht immer mit Wachstum einher. Immer wieder die Erfahrung machen, dass es auch ohne digitale Soforthilfe geht, gibt mir Selbstvertrauen und Vertrauen in die Welt. Wenn ich nach dem Weg frage, und eine freundliche, hilfsbereite Antwort bekomme – vielleicht sogar eine kurze nette Unterhaltung führe, freue ich mich. Es ist ein schönes Gefühl, darauf zu vertrauen, dass einem andere helfen. Und wenn ich den Weg mit dem Radl vom Starnberger See nach Schäftlarn anhand der Windräder als Landmark sogar ganz allein finde, freue ich mich auch. - Kompetenzen erhalten
Das ist auch gleich eng verwoben mit meinem Rang 6: ich habe manchmal Bedenken, dass ich bestimmte Kompetenzen verlieren könnte. Das geht mit so einfachen Fertigkeiten wie Wege finden ohne Navi, oder mehrere Seiten Text mit der Hand schreiben los. Wenn ich so manchen Podcast aus dem hippen Berlin höre, frage ich mich, was mit sozialer Intuition und ganz grundlegender sozialer Interaktion passiert ist. Ich interagiere gerne mit Menschen. Ich will keine Scheu entwickeln, fremde Menschen auf der Straße anzusprechen. Auch die Fähigkeit, mich lange auf einen Roman zu konzentrieren – stundenlang ein Buch zu lesen, ist mir wichtig. All das will trainiert werden. Offline. - Das Große was-wäre-wenn
Und wenn wir gerade bei Training sind: länger klar kommen müssen ganz ohne Internet ist zwar unwahrscheinlich. Ich glaube nicht ernsthaft an die Zombie-Apokalypse, und auch dass die KI die Menschheit auslöschen will, halte ich für unwahrscheinlich. Ich glaube nicht mal, einen ernsthaften längeren Blackout erleben zu müssen. Aber vor Corona hat auch keiner an eine weltweite Pandemie geglaubt und vor dem Ukraine-Krieg haben alle gedacht, Frieden in Europa sei für die Zukunft gesetzt. Und deshalb flüstert mir ein kleiner Prepper-Nerd auf meiner linken Schulter ins Ohr, dass es gut ist, ohne Youtube-Tutorial eine Lampe aufhängen zu können, zu wissen, wie man bei einem UKW-Radio den Sender einstellt und ein Gespür dafür zu haben, was ich aus den Resten im Kühlschrank noch feines zaubern kann. Gitarre oder Akkordeon beherrschen wäre ein Bonus. Ich glaub ich such mir nen Lehrer… - Meine Gesundheit
Es liegt auf der Hand: zu viel online sein kann der Gesundheit schaden. In meinem Buch DIGITAL ZEN gehe ich ausführlich darauf ein. Es ist kein Geheimtipp: wer sich regelmäßig bewegt – sei es beim Wandern, im Garten, beim Sport oder einfach draußen an der frischen Luft – stärkt nicht nur sein Herz-Kreislauf-System, sondern verbessert nachweislich auch die Schlafqualität, die Konzentration und den Umgang mit Stress. Der Körper braucht Aktivität, um Hormone wie Cortisol oder Insulin in Balance zu halten. Und das Gehirn profitiert gleich mit: Bewegung fördert die Durchblutung, schützt vor Abbauprozessen – und hilft, überhaupt wieder klar zu denken. Und ja: Es zählt auch, wenn es nicht getrackt wird. Versprochen. - Die Kartoffelernte
Sie steht für mich für die pure Freude am biologischen Leben. Wenn ich meine Hände in die Erde grabe, und eine dicke Kartoffel heraushole, ist das die pure Faszination: sie ist einfach so gewachsen, ohne dass ich groß was dazu beitragen musste. Die Magie des Lebens, daß wir emfinden, daß wir mit unserem Stoffwechsel aus Luft und Nahrung uns selbst und unsere Lebensenergie erschaffen. In bewußten Offline-Momenten erreiche ich ein Gefühl tiefer Verbundenheit mit dem Leben selbst. - Real-Life Pleasure
Ich erfahre Resonanz wenn ich die Katze streichle, sie sich räkelt und schnurrt. Das macht mich immer glücklich – selbst in dunklen Momenten. Ich erlebe Ausgelassenheit und Euphorie auf einem Live-Konzert, wenn Tausende Menschen laut mitsingen und die Melodie mich mitreißt. Ich genieße das Shavasana auf dem See nach einer frühmorgendlichen SUP-Yoga-Session im Kreis von Freundinnen. Nach einer Viertelstunde Insta-Scrollen fühle ich mich nie so. - Nostalgie
Wer denkt nicht gern zurück an die guten alten Zeiten, als wir noch jung waren und alles noch wild und frei und einfach war? Offline sein bedeutet für mich auch immer ein bisschen wieder-jung-sein. Frei sein. Ohne Terminkalender. Ohne Benachrichtigungen. Ohne Verpflichtungen und Erwartungen.
Deswegen empfehle ich: